Phosphor ist eines der wesentlichen Bestandteile im (Pflanzen-) Nahrungskreislauf. Es kommt als natürliche Ressource vor, es ist unersetzlich als Düngemittel in der Nahrungsmittelproduktion und kann im Allgemeinen nicht künstlich hergestellt werden. Die knappen Phosphor-Vorkommen sind zudem sehr ungleich verteilt. Eine steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln und somit Phosphor führt zu einer Steigerung der Kosten von Phosphor, sei es durch höhere Extraktions- oder Recyclingkosten. Steigende Produktions- und somit Nahrungsmittelkosten haben gravierende soziale Folgen, die zu einer Gefährdung des sozialen Zusammenhalts und weiteren Spannung in der Verteilungsgerechtigkeit führen – sowohl global als auch innerhalb staatlicher Grenzen.
Im Rahmen dieses Forschungsprojektes entwickeln wir das erste langfristige makroökonomische Modell zur Knappheit von Phosphor. Das Modell integriert entscheidungstheoretische Grundlagen in ein Wachstumsmodell mit einer Beschreibung von zielgerichtetem technologischen Fortschritt. Unser Modell erlaubt die Darstellung, wie Haushalte und Unternehmen auf die Knappheit von Phosphor reagieren. Zentrales Element ist die Einbettung der Erwartungsbildung der Haushalte und Unternehmen: Wie ändert sich das gegenwärtige Verhalten der Akteure, wenn für die Zukunft eine Verknappung von Phosphor erwartet wird. Damit lassen sich vorsorgliches Verhalten wie Substitutionseffekte, Investitions- und Forschungsverhalten modelltheoretisch abbilden.
Auf Grundlage dieses Modells können konsistente Aussagen über die Auswirkungen tatsächlicher Knappheit und vor allem erwarteter zukünftiger Knappheit von Phosphor auf das Angebotsverhalten und das Nachfrageverhalten über Phosphor selbst, aber auch über Düngemittel und Nahrungsmittel getroffen werden. Es erlaubt die Beschreibung der resultierenden Preisdynamiken von Phosphor, Dünger und Nahrungsmittel ebenso wie die Verteilungswirkung auf regionaler wie globaler Ebene. Das übergeordnete Ziel des Forschungsvorhabens ist es, ein quantitatives Modell zur Simulation und Vorhersage verschiedener Maßnahmen zur Einflussnahme auf die Knappheit von Phosphor anzubieten. Dieses Modell könnte in einem entwickelten Stadium dazu dienen, die allgemeinen gleichgewichten Wirkungsweisen verschiedener Politikmaßnahmen wie z.B. Marktregulierung von Phosphor und Dünger, Besteuerung der Verwendung von Phosphor, Förderung von Forschung und Entwicklung etc. abzuschätzen. Dies erlaubt quantitative und qualitative Bewertungen der Politikmaßnahmen mit Hinblick auf die Sicherung von Nahrungsmitteln, das Einkommen und die Umwelt sowie über soziale Ungleichheit und ihre Folgen.
Michael P. Evers, Franziska Schünemann, Pranav Patil