Monetäre Außenwirtschaft – Wechselkurspolitik, Risikoteilung und Finanzausgleichssysteme
Der Zusammenschluss unterschiedlicher europäischer Staaten mit individuellen Voraussetzungen und Herausforderungen unter einer gemeinsamen Währung und Geldpolitik erfordert Lösungen, wie mit wirtschaftlichen Verwerfungen und Schocks umzugehen ist, die sich asymmetrisch auf die Mitgliedsstaaten auswirken und wo Preismechanismen, Faktormobilität und integrierte Finanzmärkte zur Teilung der Risiken unzureichend wirken. Seit Einführung der Europäischen Währungsunion werden immer wieder Forderungen nach einer Reform des Fiskalischen Regelwerks laut, spätestens seit dem NextGenerationEU Programm und den Euro-Bonds vermutlich notwendig. Obwohl ursprünglich in der Konzeption der Europäischen Währungsunion explizit bedacht (Delors Report von 1989) werden Finanzausgleichssysteme oder föderale fiskalische Strukturen in den Reformvorschlägen nicht diskutiert.
In diesem Forschungsprojekt untersuchen wir verschiedene Finanzausgleichssysteme zur Bewältigung von asymmetrischen konjunkturellen Verläufen in einer Währungsunion. Wir fragen nach den makroökonomischen Eigenschaften und den möglichen Potentialen von einfachen Transfers bis hin zu einem vollständigen Fiskalföderalismus. Unser Fokus liegt dabei zum einen auf die Versicherungswirkung und Wohlfahrtseffekte der Ausgleichsmechanismen. Zum anderen betrachten wir mögliche adverse Anreize der unionsweiten Ausgleichsmechanismen auf das fiskalische Verhalten souveräner Mitgliedsländer: Befeuert ein Transfersystem eine ineffiziente Besteuerung und unbeabsichtigten fiskalischen Nebenwirkungen? Reduziert ein Fiskalföderalismus die individuelle Risikovorsorge der Mitgliedsländer? Führt eine gemeinsame Verschuldung zu übermäßigen Budgetdefiziten in einzelnen Mitgliedsländern?
Ein weiteres Themenfeld ist die wechselseitige Beziehung zwischen Zentralbanken. Über die Wechselkurspolitik nimmt die Zentralbank Einfluss auf das Preisverhältnis von Exporten und Importen – den Terms of Trade – und damit direkt auf den Außenhandel. Diese Einflussnahme auf den Außenhandel führt zu einer Reihe von Fragen: Welchen Anreiz hat die souveräne Geldpolitik, den Wechselkurse im Eigennutz zu manipulieren? Führt dieser strategische Anreiz zu systematischen Inflationsverzerrungen? Wie sähe eine Kooperation zur Vermeidung dieser adversen Anreize aus und welche Rolle kommt dann der Fiskalpolitik zu?
Michael P. Evers, Julius Kraft, Victoria Krautter
Forschungsbeiträge:
- Fiscal Federalism and Monetary Unions: A Quantitative Assessment
Michael P. Evers (2015, Journal of International Economics, 97 (1), 59-75)
- Strategic Monetary Policy in Interdependent Economies: Gains from Coordination Reconsidered
Michael P. Evers (2013, Journal of International Money and Finance, 32, 360-376)
- Federal Fiscal Transfer Rules in Monetary Unions
Michael P. Evers (2012, European Economic Review, 56 (3), 507-525)
- Federal Fiscal Transfers in Monetary Unions: A NOEM Approach
Michael P. Evers (2006, International Tax and Public Finance (Special Issue), 13 (4), 463-488)
- Fiscal Backlash to International Monetary Policy Coordination
Michael P. Evers (2016)